Als begeisterter Hobbyfotograf hast du sicherlich schon einmal den Begriff Weißabgleich und Graukarte gelesen. Hier erfährst du, für wen der Weißabgleich relevant ist, wann und wie man ihn durchführt und welche Tools du dafür benötigst, sowie die Vorteile.
Der Weißabgleich hat einen sehr großen Einfluss auf die Bildwirkung und ist deshalb prinzipiell auch ein Bildgestaltendes Element in der heutigen Digitalfotografie. Bei jedem Foto dass du aufnimmst, misst deine Kamera automatisch das vorherrschende Umgebungslicht (bzw. den Anteil der vorherrschenden grauen Fläche im Bild) und überträgt die Farbtemperatur als Voreinstellung auf das aufgenommene JPEG-Bild.
Wie jede Automatik kann auch diese Automatik in gewissen Situationen, z.B.
- Kunstlicht
- Sonnenuntergang
- Schneeflächen und vor allem in der
- Dämmerung
daneben liegen. Hat der Sensor einen falsche Messung vorgenommen wirkt das Bild oft zu bläulich/kalt, oder bekommt einen Gelbstich. Nicht nur die Bildstimmung leidet unter so einer falschen Messung, sondern vor allem die Farbbrillanz.
Viele Wege führen nach Rom, das selbe gilt auch für die Durchführung des Weißabgleiches. Du kannst den Weißabgleich:
- 1. Vor der Aufnahme durch Kamerainterne Einstellungen (JPEG)
- 2. Nachträglich mittels Graukarte & Lightroom (RAW)
- 3. Nachträglich mittels Lightroom und der Bilddatei an sich (RAW)
durchführen. In der Praxis haben sich die beiden letzten Verfahren am meisten bewährt, da Sie weniger aufwendig und wesentlich schneller sind. Diese setzen jedoch dringend die Verwendung des RAW Bildformates voraus. Bilder die mittels JPEG aufgenommen wurden unterlagen bereits einer Kamerainternen Bildentwicklung und können im Nachhinein nur mit sehr schlechten Resultaten verändert werden. Weitere Details dazu erfährst du in meinem Artikel JPEG vs. RAW, welches Format hat welche Vor- und Nachteile?
Wenn du ausschließlich im JPEG-Format fotografierst, bleibt dir leider nichts anderes übrig als den Weißabgleich vor jedem Bild, Situationsbedingt und abhängig von den jeweiligen Lichtbedingungen anzupassen, oder dich weiterhin auf die Automatik zu verlassen. Die Vorgehensweise ist abhängig vom Funktionsumfang deiner Kamera. Die meisten Kameras geben Situationen vor:
- Bewölkt (6.500 – 8.000 Kelvin)
- Kerzen (1.000 – 2.000 Kelvin)
- Kunstlicht (4.000 – 5.000 Kelvin)
- Sonnenuntergang (9.000 – 10.000 Kelvin)
- Wolkenloser Sonnentag (ca. 5.800 Kelvin)
zwischen denen man auswählen kann. Bessere Kameras lassen eine direkte Anmessung der Lichtsituation zu. Hierfür verwendet man am besten eine Graukarte, oder Notfalls ein A4 Blatt:
- Man richtet die Kamera in die Richtung einer möglichst neutralen Fläche z.B. Richtung Graukarte, die vom Umgebungslicht so beleuchtet wird, wie das spätere Motiv das fotografiert werden soll.
- Man Misst die vorherrschende Kelvin zahl und übernimmt diese für die nachfolgenden Fotos.
- Fotografiert im JPEG Format.
Wie Ihr euch wahrscheinlich schon gedacht habt ist diese Vorgehensweise in der Praxis eher kompliziert und für spontane Fotos wenig praktikabel. Besser sind deshalb die nachfolgenden Verfahren.
Dieses Verfahren ist sehr zuverlässig und liefert super Ergebnisse, die wichtigste Voraussetzung ist jedoch, dass du im RAW-Format fotografierst.
- Platzier die Graukarte an der entsprechender Stelle im Bild an der später dein Hauptmotiv zu sehen sein wird z.B. gebe deinem Modell die Graukarte einmal in die Hand.
- Stell die Beleuchtung ein, so wie du sie haben möchtest bzw. platzier das Modell dort, wo es auch bei den späteren Fotos stehen wird, damit das Licht genau so auf die Graukarte fällt.
- Fotografier das Modell mit der Graukarte vor dem Gesicht, in Richtung Kamera.
- Danach kannst du einfach ganz normal deine Fotos machen.
In der Nachbearbeitung ist das erste Foto nun dein Referenzbild für den Weißabgleich und du kannst den Weißabgleich ganz einfach in Programmen wie Lightroom durchführen und diesen auf die nachfolgenden Bilder übertragen. In Lightroom musst du dafür:
Wichtig: Viele Graukarten besitzen eine Weiße und eine Graue Seite. Normalerweise benutzt man für den Weißabgleich die Weiße Seite und für die richtige Belichtung die Graue Seite. Da diese Weise Seite jedoch fehleranfälliger (z.B. bei Überbelichtung) ist, benutzt man heutzutage Graukarten mit einer spezial Beschichtung für beide Messmethoden.
- Wechsel ins „Entwickeln“ Modul
- Wähle auf der rechten Seite unter „Grundeinstellungen“ die Pipette aus
- Klick damit auf die Graukarte die du fotografiert hast
- Fertig, das Bild hat jetzt die optimale Farbe und den perfekten Weißabgleich
- Wähle unten das soeben entwickelte Referenzbild als erstes aus und danach die nachfolgenden Bilder die diese Weißabgleich Einstellung übernehmen sollen und klick auf
- Synchronisieren
- Fertig. Alle Bilder haben jetzt die ideale Farbe
Standardmäßig fotografiere ich immer im RAW-Format, da ich aber nicht immer eine Graukarte mit mir rumschleppe und es in manchen Situationen auch einfach einmal schnell gehen muss. Verwende ich meistens diese Methode um den passenden Weisabgleich her zu stellen.
- Ich fotografiere ganz normal die Situation
- Suche in den Bildern (mit gleicher Belichtungssituation) eine möglichst große neutrale Fläche heraus (die einem neutralen Grau/Weiß entspricht z.B. Felsen, Schnee usw.) und verwende dann wie oben beschrieben das Pipetten Tool in Lightroom.
- Mit dem „Temperatur Regler“ neben der Pipette etwas spielen, so das die beabsichtige Bildwirkung erreicht wird und Fertig.
- Diese Einstellungen übertrag ich dann auf die anderen Bilder
- Perfekte Bilder
Diese Methode hat sich bei mir in der Praxis sehr bewährt. Wer jedoch zu 100% akkurate Ergebnisse benötigt sollte das zweite Verfahren anwenden.
Beste Ergebnisse erhaltet ihr mit einer hochwertigen Graukarte die einen 18% grauen Hintergrund erzeugt, eine Antireflex Beschichtung aufweist und leicht transportierbar ist. Ich persönliche benutze deshalb mittlerweile diese Karte.
Sicherlich habt ihr auch schon einmal eine Graukarte mit mehreren Farben gesehen und habt euch gefragt was es damit auf sich hat? Eine professionelle Farbgraukarte, weist außer der reinen grauen Fläche, noch zusätzliche eine Farbpalette mit 6, oder mehr Farben auf. Hierdurch kann man während der Bildbearbeitung, dem Ausdrucken, oder im Fotolabor noch eineindeutiger einen Farbstich auf den Bildern erkennen. Alle Farben müssen auf dem Bild gleich gut zu erkennen sein, erst dann liegt kein Farbstich mehr vor. Das verhindert für professionelle Fotografen das Risiko das jemand im Labor schläft, oder bei der Bildbearbeitung Fehler gemacht werden. Deshalb wird diese Farbgraukarte inklusive 6 Farben meistens auf den Rand der Fotos mit aufgedruckt. Hier geht es zur Farbkarte.
Da der Weißabgleich ein sehr wichtiges und gestaltendes Element der Digitalfotografie darstellt, sollte man sich für eine der vorgestellten Varianten definitiv entscheiden, wenn man das Aussehen seiner Bilder nicht dem Zufall überlassen möchte. Einzigartige Bilder, mit Brillanten Farben sind die Belohnung für den Aufwand den man dafür gerne auf sich nimmt.
Wie hat euch mein Artikel über den Weißabgleich und die Graukarte gefallen und welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Wie führt ihr euren Weißabgleich durch? Verwendet ihr eine Graukarte? Ich freu mich auf all eure Kommentare und Fragen und wünsch euch weiterhin viel Spaß beim Fotografieren. Wenn Ihr Freunde und Bekannte habt denen dieser Artikel ebenfalls weiterhelfen würde, leitet ihn einfach weiter 😉 oder Teilt ihn über die Buttons unten links.
Viel Spaß beim Fotografieren
Bis Bald
Euer Mark
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